Agnosie beschreibt ganz allgemein das Unvermögen, Objekte erkennen und somit zuordnen zu können, obwohl die visuelle Wahrnehmungsfähigkeit funktioniert. Ursache dafür sind meist Hirnläsionen des Parietal- und Temporallappens. Durch Störungen wie diese werden auch andere kognitive Fähigkeiten in Mitleidenschaft gezogen. Im Fall der visuellen Agnosie ist es möglich Mithilfe akustischer Hinweise und durch Ertasten Dinge identifiziert und beschrieben werden. Eine Schädigung auf der linken Seite verursacht zusätzliche sprachliche Defizite. Durch eine rechtsseitige visuelle Agnosie können einzelne Bestandteile eines Objekts nicht zu einem Ganzen zusammengefasst werden (integrative Agnosie). (siehe dazu auch Kapitel Das Großhirn) Trifft letztere Einschränkung auf Konturen zu, wird dies Formagnosie genannt. Menschen mit visuell-räumlicher Agnosie sind nicht fähig dazu, Räume zu beschreiben oder Abbildungen abzuzeichnen. Dies bringt auch eine mangelhafte Orientierungsfähigkeit mit sich, beispielsweise beim Finden von Wegen. Durch eine Farbagnosie ist es Betroffenen zwar möglich Flächen, nicht aber einzelne Dinge mit typischen Farben in Verbindung zu bringen, wie zum Beispiel rote Erdbeere. Bei der assoziativen Agnosie werden Gegenstände nach Dingen benannt, mit denen das tatsächliche Objekt verbunden wird. Besonders schwerwiegend ist die Prosopagnosie, die Störung der Gesichtswahrnehmung. Durch diese können Mitmenschen äußerlich und akustisch beschrieben werden, aber es ist nicht möglich anhand des Erscheinungsbildes einen Bezug zu einer bestimmten Person herzustellen. Diese Art der Agnosie ist vielfach angeboren. Nicht selten ist die Prosopagnosie eine Begleiterscheinung bei hochbegabten Menschen. Eine weitere Art dieser Art der Wahrnehmungsstörung ist die auditorische Agnosie. Trotz unbeschädigter Ohren, können Sprache und Geräusche (Geräuschagnosie) nicht verstanden werden. Im Fall der Amusie betrifft dieser Ausfall die Unterscheidung einzelner Töne, Melodien oder den Rhythmus von Musik. Eine Körperschemastörung, die dem Neglekt (Gesichtsfeldeinschränkungen) ähnlich ist, ist die Asomatognosie, bei der Betroffene ihren Körper gänzlich oder teilweise (Autotopagnosie) nicht mehr erkennen können und nicht wissen, wozu einzelne Körperteile zuständig sind. Menschen mit Schmerzasymbolie empfinden keinen Schmerz. Betrifft die Agnosie die taktilen Fähigkeiten, besteht Unfähigkeit, Dinge zu ertasten. Patient_innen mit Asymbolie bleibt es verwehrt, Ertastetes mit dem konkreten Gegenstand in Verbindung zu bringen.
So wie das Eisen außer Gebrauch rostet und das stillstehende Wasser verdirbt oder bei Kälte gefriert, so verkommt der Geist ohne Übung. Leonardo da Vinci